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Warum es die EC-Karte nicht mehr gibt und was eine Girocard ist

In der Sendereihe „Das war dann mal weg“ wirft das ZDF regelmäßig einen Blick auf Dinge, die mal zum Alltag gehört haben, jetzt aber verschwunden sind. Ein ganz heißer Kandidat wäre die EC-Karte – die gibt es nämlich schon lange nur noch in den Medien und den Köpfen. Wir schaffen mal Ordnung bei den Begriffen.

von Maik Klotz, 31.08.2022
4 Min

„Seit Corona ist die EC-Karte das beliebteste Bezahlmittel der Deutschen“ titelte kürzlich noch ein Online-Magazin. Und parallel dazu im Fernsehen ein Beitrag, der sich mit dem Ende der EC-Karte beschäftigte. Das war gleich zweimal nichts. 

Wenn die Menschen heute von der EC-Karte sprechen, meinen sie eigentlich etwas ganz anderes, nämlich die Girocard. Die hat mit der EC-Karte aber nur noch die Abmessungen gemeinsam.

Ja, die EC-Karte gab es wirklich

Im Jahr 1975 war nicht nur die Geburtsstunde der deutschen Comic-Zeitschrift Yps, sondern auch das System der „Eurocheques“ wurde für den Nichtbankenbereich geöffnet. Man beachte die „moderne“ Schreibweise für das Wort Scheck. Wer in der Zeit vor Online-Banking und Kartenterminals größere Beträge bargeldlos bezahlen wollte, musste einen Scheck ausschreiben. Die Frage für den Gläubiger war dann immer nur, ob der denn auch gedeckt ist. Genau dieses Problem löste der EuroCheque. Denn hier gab es bis zu einem Betrag von 400 DM pro Scheck eine Zahlungsgarantie. Deswegen legten Händler:innen auch Wert darauf, dass bei größeren Anschaffungen gleich mehrere Schecks unterschrieben werden mussten.

Die Kund:innen der Bank bekamen zu den Schecks auch eine Scheckkarte. Darauf war eine Nummer abgedruckt, die beim Ausstellen des Schecks auf der Rückseite notiert wurde. Stimmten die Unterschrift und die Garantienummer der Karte überein, hatte der / die Einreicher:in des Schecks einen Anspruch auf das Geld.

Ursprünge der Girocard, der Scheck (Quelle iStock stock_colors)

Und weil so viele Bundesbürger:innen ohnehin die EC-Karte im Portemonnaie dabei hatten, war es nur logisch, die mit einem Magnetstreifen auszustatten, über den dann auch Geld an einem Geldautomaten bezogen werden konnte. Anfang der 80er-Jahre wurden die ersten Geldautomaten aufgestellt. Von da an ging es dann recht zügig. Mit der Karte und PIN konnte in immer mehr Geschäften bargeldlos bezahlt werden. 

Mit Einführung des Euros wurden die Euroschecks dann vom Markt genommen, da sie zuletzt auch nur einen geringen Marktanteil hatten.

Das Ende der EC-Karte

Die EC-Karte ist tot, lang lebe die Girocard! Anders als die Post bei der Einführung neuer Postleitzahlen bei „Fünf ist Trümpf“ hat die Deutsche Kreditwirtschaft die EC-Karte nicht medienwirksam zu Grabe getragen, sondern heimlich, still und leise 2007 die Girocard als offizieller Nachfolger mitsamt eigenen Logo eingeführt. Nur hat das niemand so richtig mitbekommen, so dass noch heute immer wieder von der EC-Karte gesprochen wird.

Die Girocard, ein Produkt der deutschen Kreditwirtschaft

Die Girocard ist ein Kind der deutschen Kreditwirtschaft und im Grunde nur in Deutschland nutzbar. Damit die Kund:innen damit auch im Ausland Geld am Automaten bekommen, war es notwendig, sich einem funktionierenden, internationalen Netzwerk (in der Sprache der Finanzbranche als „Scheme“ bezeichnet) anzuschließen. Dass die Menschen immer noch von der EC-Karte sprechen, hat vielleicht auch damit zu tun, dass sie sich noch nie die anderen Logos auf ihrer Karte angesehen haben. Denn auf den Karten ist üblicherweise eines von zwei Logos aufgedruckt.

  • Maestro

  • V-Pay

Maestro ist ein internationaler Dienst von Mastercard, der bargeldlose Zahlungen und die Nutzung von Geldautomaten per Karte ermöglicht. V-Pay ist die Konkurrenzlösung von Visa. Über dieses Co-Badging oder Co-Branding ist es somit möglich, die Netzwerke zu verwenden. Zahlt der Kunde mit seiner Girocard mit Maestro-Logo in einem Supermarkt in Deutschland, nutzt er die Girocard-Funktion. Steht er in einem Store in Ausland, wird die Maestro-Funktion eingesetzt.

Die Girocard ist eine sogenannte Debit-Karte, was inzwischen auch auf den Karten vermerkt ist. Transaktionen mit der Karte werden zeitnah vom damit verbundenen Konto abgebucht. Dagegen gewährt der Herausgeber bei einer Kreditkarte den Karteninhaber:innen einen Kredit. Erst am Ende des Abrechnungsturnus muss der aufgelaufene Betrag bezahlt werden. Dabei sind dann auch oft Teilzahlungen möglich (Revolving Credit).

Technisch kann die Girocard inzwischen auch kontaktlos oder mit auf dem Smartphone zB Wallets wie Apple Pay genutzt werden.

Welche Karten-Schemes machen das Rennen? (Quelle iStock Atstock Productions)

Die Zukunft der Girocard

Die Zukunft der Girocard ist zumindest nicht 100 prozentig klar. Denn wegen des Co-Badging ist man abhängig von Mastercard und Visa. Beide Kreditkartenunternehmen, Mastercard und Visa, haben nicht nur Kredit-, sondern auch Debit-Karten im Angebot, die sie anstelle der Girocard vorantreiben wollen. So wundert es nicht, dass Mastercard sich entschlossen hat, ab Juli 2023 keine neuen Maestro-Karten mehr auszugeben. Die Banken, die bisher also Maestro für ihre Karten genutzt haben, müssen sich also einen anderen Partner suchen. Bliebe etwa V-Pay, wenn es da nicht die Vermutungen gäbe, dass Visa in die gleiche Richtung marschieren könnte.

Und das bringt die Girocard bei den Banken jetzt in eine Zwickmühle. Als Ersatz für die Maestro-Funktion könnten die Kund:innen nun zusätzlich eine Debit-Karte von Mastercard erhalten. Bargeldloses Bezahlen im Ausland würde dann mit der zweiten Karte weiterhin funktionieren. Nur können die Nutzer:innen mit ebendieser Mastercard auch fast überall dort bargeldlos bezahlen, wo eine Girocard akzeptiert wird. Rein funktional wäre es also widersinnig, den Kund:innen zwei Karten auszuhändigen, wenn die Mastercard die gleichen Funktionen bietet wie die Girocard.

Es gibt bereits die ersten Banken, die nach Verhandlungen mit Visa und Mastercard die Debitkarten der beiden Unternehmen als präferierte Partner an die Kund:innen ausgeben. Die Girocard ist dort nur ein (kostenpflichtiges) Extra.

Wie es hinter den Kulissen weitergeht, wird spannend zu beobachten. Für die Kund:innen indes verändert sich in den kommenden Jahren zunächst nichts. Zwar mag es keine neuen Maestro-Karten geben, aber bis zum Ende der Gültigkeitsdauer werden die weiter funktionieren.

Maik Klotz ist Berater, Sprecher und Autor zu den Themen Banking, Payment, Digital Identity, E-Commerce und Retail. Er wurde von der Süddeutschen Zeitung in der Serie „Impulsgeber“ der Branche porträtiert und moderiert und spricht auf vielen Branchen-Events. Maik ist Co-Founder von Payment & Banking.

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