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Wofür man Issuer und Acquirer im Payment braucht

In unserem Beitrag zum Ablauf einer Kreditkartenzahlung ist oft die Sprache vom „Issuer“ und „Acquirer“. Worum es sich bei beiden handelt, was sie tun und wozu Händler:innen den Issuer und Acquirer benötigen, beleuchten wir in diesem Beitrag.

von Maik Klotz, 13.06.2022
3 Min

Endkund:innen werden die Begriffe „Issuer“ und „Acquirer“ wahrscheinlich noch nie gehört haben und wer beim Bezahlprozess via Kreditkarte oder Smartphone eigentlich genau welche Aufgabe hat, dürfte ihnen auch egal sein. Hauptsache, das Geld landet an der richtigen Stelle. Damit das auch geschieht, achten im Hintergrund unterschiedliche Parteien darauf.

Das Vier-Parteien-System

Beginnen wir also mit der reinen Lehre der Kreditkartenzahlungen: Geht es um den Weg des Geldes beim Bezahlen an der Kasse oder im Onlineshop, dominiert in Deutschland, Österreich und der Schweiz ein Vier-Parteien-System. An der Kreditkartentransaktion sind beteiligt:

  1. Die Kund:innen,

  2. der Issuer,

  3. der Acquirer und schließlich

  4. die Händler:innen.

Dies ist jedenfalls der Fall, wenn es sich um Zahlungen mit Visa oder Mastercard handelt. Es gibt aber auch Kreditkartensysteme (als „Schemes“ bezeichnet), die mit nur drei Parteien auskommen, zB American Express.

Der Issuer – die Kunden-„Bank“

Der direkte Ansprechpartner der Kund:innen zu ihrer Kreditkarte ist der „Issuer“, der seinen Namen der Tatsache verdankt, dass er die Kreditkarte herausgegeben hat. Die Kund:innen haben mit ihm also eine direkte Vertragsbeziehung, in der Zinssätze und Rückzahlungsmodalitäten geregelt sind.

Der Issuer übernimmt diese Aufgaben:

  • Er verschafft den Karteninhaber:innen erst den Zugang zu den weltweiten Zahlungssystemen der Kartenanbieter.

  • Er prüft die Bonität der Inhaber:innen und kümmert sich weiter darum.

  • Produktion und Personalisierung der Kreditkarte und Austausch zum Ende der Gültigkeit.

  • Kontoführung der Kreditkartenkontos inklusive der monatlichen Abrechnungen.

  • Autorisierung und Überprüfung der eigentlichen Transaktion.

  • Überweisung des offenen Betrags an das Kreditkartennetzwerk.

  • Abrechnung von Fremdwährungen.

Viele Parteien spielen bei einer Transaktion eine Rolle. Auch Paymenttools!

Der Acquirer ist Partner der Händler

Zwischen Händler und Issuer ist in dem Vier-Parteien-System der Acquirer zwischengeschaltet. Die Idee aus Sicht der Kreditkartenunternehmen war seinerzeit, ein möglichst übersichtliches Geschäftsmodell zu initiieren. Statt also mit unzähligen Händlern einzeln zu verhandeln, oder sie überhaupt zunächst von Kreditkartenzahlungen zu überzeugen, wurde die Aufgabe an die Acquirer in Form von Lizenzen delegiert. Zudem mussten sie auf diese Weise die Risiken nicht selbst tragen.

Der Acquirer verschafft den Händler:innen respektive den Dienstleistungsanbietern den Zugang zum Kreditkartenzahlungssystem. Damit sind die Händler:innen vertraglich in der Lage, die Zahlungen der vom Acquirer vertretenen Schemes zu akzeptieren. Unabhängig davon, von wem die Kund:innen etwa ihre Mastercard bekommen haben, können die Händler:innen so alle Zahlungen via Mastercard abwickeln.

Zu den Aufgaben des Acquirer gehören somit:

  • Prüfung der Legitimität der Händler:innen, also ob sie die Zahlung überhaupt annehmen dürfen.

  • In Ermächtigung der Händler:innen fordert er den offenen Betrag beim passenden Issuer ein.

  • Er stellt sicher, dass die Zahlung des Issuer dann auch zu den Händler:innen gelangt.

Zudem ist er, sofern kein anderer Dienstleister dazwischen tätig ist, der erste Ansprechpartner für die Händler:innen. Er erbringt also den Kundendienst und organisiert auch die Terminalinfrastruktur. Zumindest in der Theorie.

Das Vier-Parteien-System – in der Praxis

Und damit zurück zum Vier-Parteien-System: Seitdem die beiden Begriffe entwickelt wurden, haben sich die Räder im Handel und beim Payment ziemlich rasch gedreht. So ganz trennscharf lassen sich die verschiedenen Aufgaben nicht mehr auf die beiden Parteien aufteilen. Am Ende steht bei Issuer und Acquirer zwar immer noch das Banking (und damit die Regulatorik), aber teilweise werden die Funktionen auf andere Art verteilt. So können auch Händler:innen zum Issuer werden. Anbieter von „Banking as a Service“ machen das möglich. Rein juristisch ist da dann immer noch eine „Bank“ aktiv, aber aus Sicht der Kund:innen unerheblich.

Aber viel wichtiger: Payment Service Provider (PSP) haben sich zu Anfang lediglich um die technische Anbindung von Zahlungssystemen gekümmert. Inzwischen übernehmen sie aber auch Aufgaben des Acquirer, wenn sie über eine entsprechende Lizenz verfügen. Und ehemalige reine Acquirer bieten auch die technische Integration an.

Der unmittelbare Zugang für einen PSP zum Kreditkartennetzwerk ist also möglich (womit die Rolle des Acquirer im Sinne einer zwischengeschalteten Bank) aus Sicht eines PSP überflüssig ist.

Für die Erklärung des gesamten Systems ist es aber immer noch sinnvoll, die Begriffe zu benutzen.

Maik Klotz ist Berater, Sprecher und Autor zu den Themen Banking, Payment, Digital Identity, E-Commerce und Retail. Er wurde von der Süddeutschen Zeitung in der Serie „Impulsgeber“ der Branche porträtiert und moderiert und spricht auf vielen Branchen-Events. Maik ist Co-Founder von Payment & Banking.

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