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Was ist Payment Orchestration?

Ein Gespenst mit Namen „Payment Orchestration“ geht durch Payment und Banking Landschaft. Um den Schrecken zu nehmen, erklären wir, was es mit dem Thema Payment Orchestration auf sich hat.

von Maik Klotz, 14.02.2023
3 Min

Vor einiger Zeit haben wir an dieser Stelle erklärt, was ein Payment Service Provider (PSP) ist und was die Aufgaben sind. Kurz gesagt, ein PSP kümmert sich um die Anbindung eines Shops (Retail oder E-Commerce) mit den verschiedenen Bezahlarten. In der Regel setzen Unternehmen einen einzigen PSP ein. Das muss aber nicht immer so sein und dann kommt die sogenannte Payment Orchestration ins Spiel.

Ein Blick hinter die Kulissen und ins Backend

Gäbe es kein Finanzamt und keine Buchhaltung, wäre das Thema Payment auch rasch erledigt. Nun möchte und muss ein Unternehmen aber auch wissen, wie teuer die Abwicklung der Zahlungen gewesen ist. Auch aus Kontrollgründen, um sicherzugehen, dass alles reibungslos funktioniert. 

Der Shop verursacht etliche Kontobewegungen und Abrechnungen. Es gibt die Zusammenstellungen des PSP und die Kontoauszüge der Bank, eine Warenwirtschaft und eine Kundendatenbank. Und die Abrechnungen müssen unter Berücksichtigung der verschiedenen Steuerarten auch alle plausibel aufgehen. Dieser Kontoabgleich wird im Fachjargon als „Reconciliation“ bezeichnet. Und dieser Vorgang sollte möglichst wenig Mühe machen. 

Wie an dieser Stelle schon einmal gezeigt, ist der Check-out auch Teil des Risikomanagements eines jeden Handelsunternehmens. Es gilt also nicht nur einen optimalen Zahlungsmix für die Zielgruppen zu finden. Im Idealfall sehen alle Kund:innen eine individuelle Zusammenstellung von Bezahlmöglichkeiten. Abhängig aus der Erkenntnis von Betrugserkennungssystemen, Bestellhistorie und Risikoklasse der Warenart. Und nicht jeder PSP bietet ein umfassendes System zur Fraud-Prevention (oder genau das, welches die Händler:innen sich für ihren Shop gewünscht haben).

Payment ist also eine durchweg komplexe Angelegenheit.

Ein PSP ist oft nicht genug

Möchte ein Handelsunternehmen in neue Märkte expandieren, lehrt die Erfahrung, dass der Online-Shop dann auch die Zahlungsmethoden anbieten muss, die die Kundschaft dort bevorzugt. 

Hat der aktuelle PSP diese aber nicht im Angebot, erweist sich das Payment als limitierender Faktor für die Expansion. Das Unternehmen kann jetzt darauf warten, bis der PSP auch die gewünschten Verfahren anbietet. Oder es muss einen weiteren Vertrag mit einem anderen PSP abschließen, der dann wieder an die eigenen Systeme anzubinden ist. Denn kein Handelsunternehmen wird wegen eines PSP seine internen Prozesse verändern oder ein weiteres Shopsystem in Betrieb nehmen wollen.

Mit den weiteren Verträgen, Konten, Anbindungen und Zusatzservices steigt aber die Komplexität der gerade schon erwähnten Abläufe.

Payment Orchestration löst viele Probleme

Genau hier setzt Payment Orchestration ein. Auf einer abstrakten Ebene handelt es sich hier um eine Zwischenschicht zwischen den Prozessen des Shops respektive der Händler:innen und mehreren Payment-Services. Im schönsten Deutsch der Softwareentwicklung also um einen eigenen „Stack“. 

Unternehmen, die Payment Orchestration beherrschen, besitzen Rahmenvereinbarungen mit verschiedenen PSP, Acquirern, Dienstleistern zur Fraud-Prevention und verfügen möglicherweise sogar über eine kleine Banklizenz. 

Die verschiedenen Services bündelt Payment Orchestration unter einer Oberfläche und ermöglicht den Zugang über wenige Schnittstellen. Aus Sicht von Händler:innen ergeben sich somit eine ganze Reihe von Vorteilen:

  • Beginnend im Backend verringert sich die Komplexität beim Zahlungsabgleich und dem Reporting, gerade wenn mehrere Shops in verschiedenen Zielmärkten zu betreuen sind.

  • Die Zahl der Bezahlarten ist größer als in der Zusammenarbeit mit nur einem PSP. 

  • Payment Orchestration erlaubt auch die aktive Steuerung von Zahlungsströmen, z. B. in Richtung einer bestimmten Bank. Das kann bei der Liquiditätsplanung nützlich sein.

  • Die Integration neuer Bezahlmethoden und ergänzender Services geht viel schneller. 

Dank dieses Konstrukts verringert sich also die Komplexität des Payments an vielen Stellen und das Bezahlen verliert seinen limitierenden Charakter bei der Entwicklung neuer Märkte oder der Einbindung weiterer Bezahlverfahren. 

Payment Orchestration ist also keine neue Form vom Payment, sondern wird gerade bei größeren Handelsunternehmen mit entsprechend starken Aktivitäten im Digital Commerce zu einer Notwendigkeit. 



Maik Klotz ist Berater, Sprecher und Autor zu den Themen Banking, Payment, Digital Identity, E-Commerce und Retail. Er wurde von der Süddeutschen Zeitung in der Serie „Impulsgeber“ der Branche porträtiert und moderiert und spricht auf vielen Branchen-Events. Maik ist Co-Founder von Payment & Banking.

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